C wie hohes C - Ein Theaterstück für fünf Minuten
Ort: Museum für Moderne Kunst München
(Im Hintergrund der Ausstellungsbühne ist dieser Text zu lesen: 1991 habe ich im Vorfeld der Gründung des Museums für Moderne Kunst München die Ausstellungskarte Alexander John Joker versendet. Diese Karte wurde damals in ganz Deutschland besprochen. Aber niemand wusste, dass ich dahintersteckte. Die Geschichte, die zu dieser Karte führte, ist komplex. Es ist die erste Karte, die qua imaginäre Ausstellung auf das imaginäre Museum verweist.
Diese Karte hat es bis ins Getty Museum geschafft.
Wie würdest Du das 2024 machen, um auf diese Weise Deine Bezüge in Amerika wieder aufzunehmen? Ist das eine Steilvorlage oder Unsinn?
https://www.keom02.de/KEOM%202001/porzner/ausstellungen/9109_05.html
Hans-Peter Porzner alias Alexander John Joker 5.9.1991
https://www.getty.edu/research/collections/component/113KJC Joker, Alexander John, 1991 — Harald Szeemann papers, 1800-2011, bulk 1949-2005 | Research Collections | Getty)
Schauspieler:
Auftraggeber
Joseph Beuys
Caravaggio
Immanuel Kant
René Magritte
Wilhelm Messerer
Rebbecca Horn
Joseph Beuys: Ich schlage euch folgendes Plagiat vor!
Caravaggio: Was wollt ihr?
Auftraggeber: Ich will eure Abkehr von der Kunst!
René Magritte: Was willst du uns tatsächlich sagen, oh Joseph Beuys?
Auftraggeber: Auch du bist mir nicht ganz geheuer.
Caravaggio: Schlagt mich vor! Mein Name beginnt mit C.
Wilhelm Messerer: Was könnte denn noch Teil dieser Epoche sein?
René Magritte: Ceci n’est pas une pipe. Oder: Ceci n'est pas une sculpture. Zürich ist besser als München. Was sagt denn Caravaggio dazu?
Joseph Beuys: Er unterschreibt seit einiger Zeit mit Diamabis.
Wilhelm Messerer: Er schaltet seit Jahren nur Anzeigen in Kunstzeitschriften.
Immanuel Kant: (In der „Kritik der reinen Vernunft“ haben sich folgende Passagen erhalten, die Kant aus dem Wikipedia-Artikel „Daniel Kehlmann“ übertragen hat.) In Thomas Glavinic’ 2007 veröffentlichtem Roman Das bin doch ich, der sich scheinbar die Mühe erspart, dem Leser Informationen verschlüsselt zu vermitteln, kommen sowohl ein „Thomas Glavinic“ als auch ein „Daniel Kehlmann“, ein „guter Freund“ von „Thomas Glavinic“, vor. „Daniel Kehlmann“ teilt regelmäßig „Thomas Glavinic“ die neuesten Verkaufszahlen seines Romans Die Vermessung der Welt mit. Kritiker warnen jedoch davor, die vermeintliche Non-Fiction als solche zu rezipieren.
Joseph Beuys: Was wollt ihr mir denn da unterjubeln? Doch ich schau´s mir nun genauer an. Cannabis! Ich wickele das ein in Filz.
René Magritte: Ich werde das malen und daran nicht verzagen.
Caravaggio: Wisst ihr schon das Neueste? Michael Szyszka hat in der Kolumne von Jan Fleischhauer im Focus Ausgabe 36/2024 S. 6 f. unserem René Magritte widersprochen. Er hat „Ceci n'est pas une pipe.“ in „Ceci n'est pas une problem“ umgewandelt. „Problem“ hat Michael Szyszka durchgestrichen.
Die Pfeife verwandelt sich indes in einen Arm, die Hand in ein Messer. Diese Illustration widerspricht also unserem Kunstwerk. Es ist keine mit Öl auf Leinwand gemalte Pfeife, die „kognitive Dissonanz“, so lautet die Botschaft, geht über in etwas ganz Konkretes. Und dann wird man sehen, ob das nur gezeichnet ist oder ob wir, unser Hirn, die linke und die rechte Gehirnhälfte werden ebenso schematisch daneben angedeutet, in der Verharmlosung stecken bleibt. Oder ist das ein Angriff auf die Botschaft dieses Gemäldes? Fixiert uns die Kunst, so dass wir die Wahrheit nicht mehr erkennen? Wie würde denn nun Jasper Johns seine berühmten Fahnen malen? Das MfMK München will das in der Nationalgalerie Berlin als Kooperation ausstellen. Jan Fleischhauer, das Heft soll in einer Vitrine ausgestellt werden, hat ebenfalls bereits seine Zustimmung gegeben. (Siehe unten.)
René Magritte: Auweia! Ihr versteht!
Joseph Beuys: Was meinst du genau?
Immanuel Kant: Das müssen wir exakt durchdenken.
Wilhelm Messerer: Wir haben eine Regieanweisung erhalten. Unsere Namen sollen ab jetzt fett geschrieben werden.
Joseph Beuys: Die Illustration soll übrigens gerahmt an der Wand hängen.
Caravaggio: Da muss man ja schon wieder nachdenken. Was vermag die Kunst – was nicht? Oder muss man sie ganz verbieten, weil sie täuscht? Platon lehnt ja die Dichter ab, obwohl er seine Philosophie in Dialogform vorträgt. Das sind doch nie und nimmer Theaterstücke.
René Magritte: Auweia! Das wird aber kompliziert.
Joseph Beuys: Richtig. Was stellt denn diese Kunst dar?
René Magritte: Was stellt sie dar, wenn sie das darstellt?
Joseph Beuys: Was bedeutet es, wenn ich 2024 Cannabis in meine Sprache mit aufnehme?
Rebecca Horn:
Rattatong! Rattatong!
Ab ist der Balkon!
Da hau´ ich nun alle Suppentöpfe
Um die Ohren euch, ihr Tröpfe.
Aus euren Eingeweiden brau´ ich mir einen Zaubertrank
Das macht mich nämlich ganz hübsch und schlank.
Man wird mich überall begehren,
Das Geld damit vielfach mehren.
Wer hat denn diese Keile zwischen euch getrieben?
Nun seid ihr zu Pigmenten fein zerrieben.
Lasst uns nun mit Öl auf Leinwand damit malen;
Groß soll es werden, diese Welt mit Vernunft fest verzahnen –
Das Bild. Was ist die Kunst?
Dort ein Tattoo, dort ein Tattoo!
Das lenkt mir meine Schmerzen! Huhu.
Und verkünde dann ganz keck
Das Ende des Menschengeschlechts.
Und verkünde dann ganz keck
Das Ende des Menschengeschlechts.
Rattatong! Rattatong!
Ab ist der Balkon!
Ha-ha-ha! Hi-hi-hi!
Rattatong! Rattatong!
Ab ist der Balkon!
Ich bin eine Provokateurin
Und werde euch blamieren.
Ich mach´ euch rote Backen
Und zeige mit dem Finger auf alle eure Macken.
Tamm-tamm! Tamm-tamm! Tamm-tamm!
Tamm-tamm! Tamm-tamm! Tamm-tamm!
Ta-ta-tamm! Ta-ta-tamm! Ta-ta-ta-ta-tamm!
Da fallen sie! Da stürzen sie!
Das dumme, dumme Vieh!
Sie denken bunt und heftig originell,
Nun zieht man es ihnen ab, ihr Fell.
Hochbewaffnet umtanz´ ich diese Herzen –
Und in der Nacht da leuchten viele Kerzen.
Und verkünde dann ganz keck
Das Ende des Menschengeschlechts.
Und verkünde dann ganz keck
Das Ende des Menschengeschlechts.
Rattatong! Rattatong!
Ab ist der Balkon!
Ha-ha-ha! Hi-hi-hi!
Caravaggio: (Zitiert aus einer E-Mail zwischen Albert Einstein und John Bell.)
„Lieber Herr Einstein,
...
...
Es liegt auf der Hand:
Beuys wird 40 Jahre nach seinem Tod mit Hilfe der mrna-Technologie im Labor wiederbelebt und beginnt sein Alphabet fertig zu stellen.
In seiner Laborzelle hat er wiederholte Fieberträume, in denen er mit den anderen Künstlern in Kontakt tritt und sein Vorhaben erläutert, diskutiert und sich von ihnen inspirieren lässt.
Er bekommt regelmäßig Besuch von der Gesundheitsministerin. Diese möchte immer wieder auf den neusten Stand des Fortschritts seiner Arbeit unterrichtet werden. Sie ist ein großer Fan und politisch nach rechts orientiert.
Am Ende konsumieren alle Cannabis, das Graue verschwindet, die Hektik beruhigt sich und alles wird gut.
John Bell“
René Magritte: Das sind natürlich alles unmittelbare Wahrnehmungen. Tatsächlich verhalten sich die Dinge ganz anders. Was meint aber John Bell, der berühmte schottische Physiker, der die Effekte der Quantenmechanik gegen Einstein bewiesen hat, wenn er das so an Albert Einstein schreibt? Leute, wir müssen hier ganz anders denken. Und wir haben hier auch Beuys ganz anders zu bewerten. Wir müssen hier Hans Peter Riegel, der mehrere halbwissenschaftliche Bücher über Beuys geschrieben hat, und Ulrike Knöfel, der Feuilleton-Redakteurin des Hamburger Magazins „Der Spiegel“ widersprechen.
Caravaggio: Könnte es Beuys auch mit einem negativen Spin geben?
René Magritte: Aber selbstverständlich. Wie haben wir diese beiden Sachverhalte bei Beuys zu bewerten? Was hat das mit Beuys selbst überhaupt zu tun? Was macht Beuys eigentlich, wenn er solche Deutungsräume schafft? Was würde Heinrich August Winkler dazu sagen?
Sehr geehrter Herr Hans-Peter Porzner,
vierzig Jahre nach dem Tod von Joseph Beuys interpretieren verschiedene Künstler das ABC-Beuys-Alphabet und hier den Buchstaben C mit Cannabis. Sie schaffen verschiedene Werke: Skulpturen, Gemälde etc. Passend dazu könnte man Einladungskarten zu Ausstellungen verschicken – samt Hanfsamen zur Vorbereitung – oder Anzeigenstrecken in Kunstzeitschriften schalten in der Konsequenz der Analyse des Kunsthistorikers Wilhelm Messerer (1920–1989) zu den „Möglichkeiten von Epochen".
Präsentiert vom Museum für Moderne Kunst München.
Darunter ist der berühmte Schriftzug von René Magritte zu sehen: „Ceci n’est pas une pipe.“
Viele Grüße,
Ihr Partner
Auszug aus dem E-Mail-Verkehr Joseph Beuys' mit Caravaggio:
Lieber Joseph Beuys,
du lässt bei mir anfragen, wie man das Thema Hell-Dunkel für die weitere erste Hälfte des 21. Jahrhunderts umsetzen könnte. Beschäftige dich doch mal mit der Ikonographie von Cannabis.
Herzliche Grüße,
Caravaggio
Lieber Caravaggio,
vielen Dank für deinen hochinteressanten Vorschlag. Ich denke, Cannabis passt in die Architektur der Materialien, über die ich meine Kunst zur Darstellung brachte. Ja, ich möchte aber im Vorfeld auch noch René Magritte nach seiner Meinung fragen.
Herzliche Grüße,
Dein Joseph Beuys
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Mail: go@mfmkmuenchen.shop, Tel.:+4915205391532
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